Disentis - Sedrun - Oberalppass - Andermatt
36.3 km, 1240 m ↗, 940 m ↘
Rheinursprung, Kantonswechsel und ein Höhen-Auf-und-Ab mit dem Oberalppass: Etappe 7 führt in die wilde Landschaft des zweiten Passes auf der Glacier Bike Tour in den zweiten Kanton. Auf der anderen Seite wartet Uri mit Andermatt.
Die kleinste Nusstorte der Welt, der Ursprung des Rheins, der einzige Leuchtturm der Alpen und der Anfang von Uri. Es ist wieder einiges geboten auf dieser Etappe. Auf den ersten Kilometer allerdings, geniesst man vor allem die Ruhe. Die Glacier Bike Tour verläuft ab Disentis in aussichtsreicher Hanglage auf einem einsamen, schönen Forstweg entlang der Strecke der Rhätischen Bahn.
Von der Strasse im Tal bekommt man nichts mit, dafür die kleinen Bahnstationen, die man kreuzt, das 24 Meter hohe Bugnei Viadukt, das man befährt und das ursprüngliche Maiensäss Milez, das man durchfährt.
So sammelt man fast schon unmerklich Höhenmeter auf dem Weg zum Oberalppass. Einen Zwischenstopp kann man in Sedrun bei Bäcker Reto Schmid einlegen, der in seiner La Conditoria eine Kleinigkeit erfunden hat: 19 g wiegt sie, ist 4 cm im Durchmesser und wird auf 1.405 m in Sedrun hergestellt – die kleinste Nusstorte der Welt.
Ganz grosses Kino ist die Landschaft auf der Strecke. Bald blickt man nicht mehr nach unten, um den Rhein zu sehen, sondern hinauf in die Berge. Hier stürzen sich die Wildbäche die grünen, steilen Hänge hinab. Ein Stück weiter oben, auf 2.344 Metern Höhe unterhalb des Badus, liegt die Quelle des Rheins, der Tomasee. 1.233 Kilometer hat der Rhein vor sich, bis er in der Nordsee mündet.
Die Route der Glacier Bike Tour führt bis zum Oberalppass auf Forstwegen abseits der Strasse. Allerdings gilt es nach dem Bahnhof in Tschamut einen kurzen, etwas anspruchsvolleren Stich bergauf zu bewältigen. Er ist schmal, recht steil und ein wenig abschüssig.
Am Oberalppass auf 2.044 Metern wartet nicht nur das obligatorische «Passfoto» am Oberalppass-Schild, sondern auch der einzige Leuchtturm der Alpen. Er stammt aus Rotterdam, wo das Leuchtturm-Original im Maritiem Museum zu finden ist, das einst in Hoek van Holland, an der Rheinmündung in die Nordsee stand – so schliesst sich der Kreis von der Quelle zur Mündung.
Nun geht es westlich der Strasse am Oberalpsee entlang (Bitte auf Angler und Spaziergeher Rücksicht nehmen) nach Uri und die Strasse hinab, Kehre um Kehre, nach Andermatt. Der Blick fällt bereits hinein ins Urserntal, wo die nächste Etappe zum nächsten Pass führen wird. Aber jetzt gilt es die Abfahrt zu geniessen und in Andermatt einzurollen.
Die Geschichte des Urserntals als «Verkehrsdrehscheibe», wo sich die Passrouten von Nord nach Süd und von Ost nach West kreuzen, reicht weit zurück. Neben dem soeben passierten Oberalppass im Osten und dem Furkapass im Westen, der auf der nächsten Etappe ansteht, ist es natürlich der Gotthardpass ins Tessin, der eine bedeutungsvolle Handelsroute darstellte. Ein Ausflug in die Schöllenenschlucht muss sein – wegen ihrer Imposanz und ihrer historischen Bedeutung. Die Twärrenbrücke wurde um 1200 errichtet, der «Stiebende Steg» erstmals 1306 erwähnt. 1595 folgte dann die berühmt-berüchtigte Teufelsbrücke – der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1956. Mehr zur Sage gibt es hier.
In Sedrun gibt es in der Bäckerei La Conditoria nicht nur kleine Nusstorten…
Im Gasthaus Tell in Andermatt servieren Sandro aus Uri und seine südafrikanische Frau Charlene kreative, exzellente Speisen aus regionalen Produkten
Die kleinste Nusstorte war ursprünglich eine kreative Marketing-Idee von Reto Schmid, um seine Bäckerei La Conditoria am Leben zu erhalten. Inzwischen wird die 19g leichte Nusstorte bis nach Dubai und China exportiert.
Am Scheitelpunkt des Oberalppas steht der einzige Leuchtturm der Alpen.
Das Urnerloch bei Andermatt ist der erste Schweizer Verkehrstunnel und einer der ältesten Alpentunnel an einem Verkehrsweg.
Die Transitgeschichte des Oberalppass reicht weit zurück. Das Kloster Disentis hatte schon früh Besitztümer im Urserntal und im 12. und 13. Jahrhundert wanderten die Walser über den Oberalppass in die Surselva ein. Über Jahrhunderte gab es nur kleine Säumerpfade, die Strasse wurde in den 1860ern errichtet. 1915 war die Gleislegung der Furka-Oberalp-Bahn Andermatt-Disentis abgeschlossen, konnte aber kriegsbedingt den Betrieb erst 1926 aufnehmen. 1942 wurde die Strecke elektrifiziert und die Dampflok wurde ausgemustert.
Die zerklüftete Schöllenenschlucht, durch die tief unten die Reuss fliesst, war seit jeher ein schwer zu überwindendes Hindernis auf der Gotthardpass-Route. Es waren wohl die Walser, die um 1200 versuchten, den Saumweg gegen Süden mit waghalsigen Brückenbauten zu erschliessen.
Eine Brücke über die Reuss zu bauen, scheiterte über die Jahrhunderte mehrmals – bis, so die Sage, man einen Pakt mit dem Teufel einging. Der errichtete die Teufelsbrücke über Nacht, forderte aber ein, dass der Erstbegeher ihm gehören soll. Die Urner tricksten ihn aus und schickten einen Ziegenbock. Daraufhin wurde der Teufel so wütend, dass er die Brücke mit einem riesigen Felsbrocken zerschmettern wollte. Ein altes Mütterchen erblickte ihn, machte ein Kreuzzeichen gegen ihn und den Stein, der sich dann nicht mehr bewegen liess. Frustriert fuhr der Teufel entgegen der Hölle.
In der Schöllenenschlucht kam es 1799 auch zu Gefechten zwischen den napoleonischen und den russischen Truppen unter General Alexander Suworow. Russland, Österreich und England hatten sich zum Angriff gegen das mächtige Frankreich zusammengeschlossen und die Schweizer erhofften sich von ihnen Hilfe. Um den Vormarsch der Russen aufzuhalten, sprengten die Franzosen die Teufelsbrücke. Suworow liess sie mit Holzbalken reparieren und erzwang so den Übergang. Das 1899 in den Fels gemeisselte Suworow-Denkmal erinnert an die Schlacht.
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