Die zerklüftete Schöllenenschlucht, durch die tief unten die Reuss fliesst, war seit jeher ein schwer zu überwindendes Hindernis auf der Gotthardpass-Route. Es waren wohl die Walser, die um 1200 versuchten, den Saumweg gegen Süden mit waghalsigen Brückenbauten zu erschliessen.
Eine Brücke über die Reuss zu bauen, scheiterte über die Jahrhunderte mehrmals – bis, so die Sage, man einen Pakt mit dem Teufel einging. Der errichtete die Teufelsbrücke über Nacht, forderte aber ein, dass der Erstbegeher ihm gehören soll. Die Urner tricksten ihn aus und schickten einen Ziegenbock. Daraufhin wurde der Teufel so wütend, dass er die Brücke mit einem riesigen Felsbrocken zerschmettern wollte. Ein altes Mütterchen erblickte ihn, machte ein Kreuzzeichen gegen ihn und den Stein, der sich dann nicht mehr bewegen liess. Frustriert fuhr der Teufel entgegen der Hölle.
1707 wurde das erste Projekt zur Umgehung des Kirchenbergfelses und somit der Twärrenbrücke vorgestellt. Pietro Morettini, ein erfahrener Festungsbauer aus dem Maggiatal, wagte den Durchbruch durch den Felsen und übernahm den Tunnelbau. Er schaffte dies in nur elf Monaten und gilt heute als der Erbauer des ersten alpinen Tunnels überhaupt. Die ursprünglichen Dimensionen des Tunnels (Urnerloch) betrugen 2,1 m in der Breite, 2,4 m in der Höhe sowie ca. 60 m in der Länge.
Nach einer langen Tradition der Säumerei am Gotthard verkürzte sich die Reise über den Gotthard schlussendlich in rund 100 Jahren von mehreren Tagen auf mehrere Stunden. In der Hochblüte der Säumer dauerte eine Reise von Luzern an die italienische Grenze noch gute fünf bis sieben Tage. Dieselbe Strecke konnte mit dem Einführen der Postkutsche in 24 Stunden hinter sich gebracht werden. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke verkürzte die Reise nochmals auf rund neun Stunden.
In der Schöllenenschlucht kam es 1799 auch zu Gefechten zwischen den napoleonischen und den russischen Truppen unter General Alexander Suworow. Russland, Österreich und England hatten sich zum Angriff gegen das mächtige Frankreich zusammengeschlossen und die Schweizer erhofften sich von ihnen Hilfe. Um den Vormarsch der Russen aufzuhalten, sprengten die Franzosen die Teufelsbrücke. Suworow liess sie mit Holzbalken reparieren und erzwang so den Übergang. Das 1899 in den Fels gemeisselte Suworow-Denkmal erinnert an die Schlacht.
Schöllenen Rundweg
Wer einen Tiefblick in die Schöllenenschlucht erhaschen möchte, der sollte während den Sommermonaten den Rundweg Schöllenen unter die Füsse nehmen. Er ist einfach begehbar, dauert bei gemütlichem Tempo höchstens 30 Minuten und erlaubt einen faszinierenden Blick auf die senkrechten Felswände und die rauschende Reuss. Das Restaurant Teufelsbrücke liegt direkt bei der gleichnamigen Brücke. Während des Sommers können Gäste bei Speis und Trank den Mythos Gotthard auf sich wirken lassen.
Info: Der Rundweg ist nur von Mai bis November begehbar.
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