Etappe 1: St. Moritz - Bergün

Allegra, St. Moritz! Braucht es da noch Worte? Vielleicht schon ein paar, denn der auf 1.822 m gelegene Ort ist so viel mehr als Glanz und Glamour. Er ist einer der traditionsreichsten Ferienorte der Welt, Geburtsort des Wintertourismus und hat viele Geschichten zu erzählen: von mondänen Grand Hotels, dem Cresta Run und den Olympischen Spielen, von Hitchcock und Chaplin, Greta Garbo und Marlene Dietrich.

Aber vor allem ist das Oberengadiner Hochtal ein von wunderschönen Lärchenwäldern gesäumtes Seenplateau inmitten der alpinen Dreitausender-Landschaft. Piz Rosatsch, Piz Nair, Piz Corvatsch. Piz Margna, Piz Palü und der Piz Bernina (der einzige 4000er der Ostalpen). Silsersee, Silvaplanersee, Lej da Champfèr und der St. Moritzersee, wo die Glacier Bike Tour startet.

Wir empfehlen, einen Tag vorab anzureisen und sich zu akklimatisieren. Zum Beispiel mit einer entspannten Runde um die Seen und einer Schifffahrt mit Europas höchstgelegener Kursschifflinie auf dem Silsersee.

Richtung Samedan und Bever geht es eben dahin über das weite Hochtal entlang des Inns, der hier im Engadin entspringt. In La-Punt beginnt schliesslich das Höhenmetersammeln – es geht auf den Albulapass, den ersten von drei Pässen auf der Glacier Bike Tour. Wenn möglich sollte man (wie an jedem Pass) die Befahrung am Wochenende und in der Hochsaison vermeiden.

Der Albulapass ist ein geschichtsträchtiger und einer der schönsten Pässe der Schweiz. Begleitet vom Konzert der Murmeltier-Pfiffe schlängelt man sich durch das mächtige Panorama hinauf bis auf 2.315 m – noch nicht ganz der höchste Punkt der Glacier Bike Tour…

Übrigens: Mehrere Murmeltiere-Pfiffe hintereinander warnen vor potenziellen Feinden am Boden. Droht Gefahr aus der Luft, muss es schneller gehen und das Murmeltier pfeift nur einmal laut.

Am Scheitel liegt das Albula Hospiz – die Einkehr ist Pflicht. Chefin Jeanette ist eine leidenschaftliche Köchin und herzliche Gastgeberin. Beim Essen kann man ruhig zuschlagen, denn bis nach Bergün geht es nurmehr bergab. Es ist eine berauschende Fahrt, vorbei an steilen Flanken, imposanten Steinfelder und den Kehrtunneln des UNESCO-Weltkulturerbes, der Albulalinie. Am Fuss des Passes muss man an einem der grossen Highlights stoppen, dem malerischen Palpuognasee kurz vor Preda.

Mit Bergün (1.376 m) wartet schliesslich ein schmucker Ort mit alten Engadiner Häusern, verziert mit Sgraffiti und Erkern. Eine solch perfekte Kulisse, dass hier Anfang der 50er Jahre der erste Heidi-Film sowie 2015 eine Neufassung gedreht wurde – und in den 90er Jahren die Serie «Die Direktorin». Unbedingt besuchen sollte man in Bergün das Bahnmuseum Albula und das Kurhaus, ein wunderschöner Jugendstil-Bau, in dem man essen, übernachten und wellnessen (in der Sauna mit historischem Eiskeller) kann. Wer noch Kraft in den Beinen hat, für den lohnt sich ein Geheimtipp: Der Ausflug ins ursprüngliche Val Tuors (inklusive Einkehr im Restaurant Piz Kesch).

• Im Albula Hospiz gibt es hausgemachte Kuchen und Torten sowie hochwertige Speisen aus lokalen Produkten. Interview mit der Gastgeberin

• Die Küche im Kurhaus Bergün ist ausgezeichnet – regional, ökologisch, kreativ – und das fast schon legendäre Frühstück genießen gerne auch die Einheimischen.

• Die höchstgelegene Kursschifflinie Europas verkehrt auf dem Silsersee.

• Der Olympia Bob Run in St. Moritz wurde 1904 eingeweiht und ist die älteste noch benutzte Bobbahn der Welt.

• Die grösste Whisky-Bar der Welt findet man im Hotel Waldhaus am See in St. Moritz.

• Die Rhätische Bahn stellte im Oktober 2022 den Weltrekord mit dem längsten Reisezug der Welt auf: 1.910 m lang war die Komposition aus hundert Wagen lang.

• Der Glacier Express ist der langsamste Schnellzug der Welt.

Während sich in St. Moritz Hollywood-Stars tummelten, zog der Silser See die Dichter und Denker an. So verbrachte u.a. Friedrich Nietzsche in den 1880ern sieben Sommer in Sils Maria. Dort kann man im Nietzsche Haus mehr über Leben und Werk des Philosophen erfahren.

St. Moritz war Austragungsort zweier Olympischer Winterspiele (1928 & 1948), von fünf Ski-Weltmeisterschaften (1934, 1948, 1974, 2003, 2017) und der ersten Snowboard-Weltmeisterschaften auf dem Kontinent (1987).

Der Hotelier Johannes Badrutt gilt als Gründer des Wintertourismus. Er wettete mit englischen Sommergästen, dass sie auch die Wintermonate in dem Hochtal lieben würden – wenn nicht, würde er ihre Kosten erstatten. Sie kamen – und blieben bis Ostern.

Die 1903 eröffnete Albulalinie ist ein beeindruckendes Zeugnis der Ingenieurskunst der Bahnpioniere und UNESCO-Weltkulturerbe. Sie verläuft über 62 km von Thusis nach St. Moritz, überquert 144 Brücken, durchquert 42 Tunnel und Galerien. Der Abschnitt zwischen Bergün und Preda erwies sich als besonders herausfordernd: Viel Höhenunterschied auf wenig Raum galt es zu überwinden. Die Lösung waren vier Viadukte, drei Spiraltunnel und zwei Kehrtunnel.

Zehn Kilometer von St. Moritz entfernt, zwischen Silvaplaner und Silsersee, liegt das Parkhotel Margna. Errichtet wurde es von dem Silser Johann Josty, der es als Zuckerbäcker mit Cafés und Patisserien in Berlin zu Wohlstand brachte. Heute bietet das umsichtig renovierte ehemalige Patrizierhaus ausgezeichnete regionale Küche, individuelle Zimmer und ist auf Velofahrer ausgerichtet.

Ebenfalls traditionsreich und «einzigartig in seiner Machart» ist das Kurhaus Bergün aus dem Jahr 1906. Der historische Charme des Jugendstil-Gebäudes ist aussen wie innen zu spüren. Ausspannen kann man hier im prachtvollen Foyer, in der Sauna, dem Kurbad oder bei alpenländischer Küche..

Weitere Unterkünfte in der Region finden Sie hier:

St. Moritz

Bergün

Wer nicht über den Albulapass fahren möchte, zweigt bei Bever ab und fährt durch das unberührte Val Bever bis nach Spinas, steigt in die Albulabahn und fährt durch das UNESCO Welterbe, den 5.864 m langen Albulatunnel bis nach Preda.

Fahrplan