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Etappe 8: Andermatt - Ulrichen

Aufstieg Furkapass Andermatt Furkapassstrasse Glacier Bike Tour

Andermatt - Realp - Furkapass - Ulrichen

44.1 km, 1030 m , 1120 m

Von Andermatt über den Furkapass nach Ulrichen

Vor dem höchsten Punkt (2.429 m) der Glacier Bike Tour am Furkapass liegt einer der schönsten und das kleinste Dorf der Schweiz auf der Strecke, Sean Connery, Goethe und viele Serpentinen. Vom wortwörtlichen Höhepunkt geht es dann in die Gletscherwelt des Wallis und zum Ursprung der Rhone.

Mehr Informationen zur Etappe

Etappe 8 der Glacier Bike Tour führt zunächst der Reuss entlang durch den Golfplatz von Andermatt. Bis Visp folgt man der Rhone Route N°1. Bereits nach ein paar Kilometern muss man einen Abstecher nach Hospental einlegen. Der kleine Ort mit seiner umtriebigen Geschichte wurde vom Verein «Die schönsten Schweizer Dörfer» mit dem Label «Best Swiss Villages» ausgezeichnet – als erstes Dorf im gesamten Kanton. Kurz darauf passieren wir mit Zumdorf das kleinste Dorf der Schweiz. Einwohnerzahl? 4!

So nähert man sich über die baumarme Weite der Ursern Ebene Realp und damit der Ostrampe des Furkapasses an. Der Blick hinauf zu den Serpentinen, die sich durch Bergflanke winden, ist extrem schön und beeindruckend. So beeindruckend, dass 100 Jahre nach dem Bau der alten Furkastrasse, Sean Connery als James Bond hier Goldfinger auf der Spur war.

Der Anstieg ist stetig und durchaus fordernd für alle ohne Motorunterstützung. Über 12 Kilometer gilt es rund 900 Höhenmeter zu bewältigen und auf die fallenden Temperaturen vorbereitet zu sein. Dabei breitet sich im Rückblick die Auenlandschaft des Urserntals aus, das Gotthardmassiv und der Oberalppass. Und bei der Auffahrt sieht man ebenfalls die Zahnradstrecke der historischen Furka Dampfbahn, die auf den knapp 18 Kilometern zwischen Realp und Oberwald unterhalb des Pass-Scheitels einen Tunnel passiert – Bahn-Nostalgie pur.

Am Grat überschreitet man schliesslich nicht nur die Kantonsgrenze, sondern auch die Wasserscheide Nordsee-Mittelmeer. Bisher sind wir am jungen Inn und der Albula entlanggefahren und wir sind dem Rhein zu seinem Ursprung gefolgt. Nun treffen wir nach nur wenigen Bergab-Kehren auf 2.200 m auf den Ursprung der Rhone, der wir eine gute Zeit folgen werden. Der Fluss – der zu dem wasserreichsten Strom Frankreichs anwachsen wird – entspringt hier im äussersten Nordosten des Wallis dem Rhonegletscher. Einst reichten seine Eisfelder bis weit ins Tal hinunter. Heute schwindet die Gletscherzunge mit jedem Jahr – eines der sichtbarsten Zeugnisse des Klimawandels. Die Eisgrotte mit Gletscherlehrpfad ist täglich geöffnet.

Gegenüber liegt das ikonische Belle Époque-Hotel Belvedere, das heute allerdings leer steht. Auch Sean Connery und Gert Fröbe fuhren hier in Goldfinger vorbei – in den 60ern aber noch über eine staubige Schotterstrasse. Noch unkomfortabler aber hatte es Johann Wolfgang von Goethe, der sich Mitte November 1779 durch tiefsten Schnee über den Grat kämpfte.

Auf der Abfahrt durch die archaische Szenerie blickt man auf die mächtigen Viertausender der Walliser und Berner Alpen: die zerklüfteten Felspyramiden von Finster- und Lauteraarhorn wie die Mischabelgruppe und Weisshorn im Südwesten. Rechterhand steigen aus dem Talgrund die Kehren des Grimselpasses auf, die Nord-West-Verbindung ins Berner Oberland.

Kehre für Kehre verliert man an Höhenmeter, rauscht hinab nach Gletsch und weiter ins Goms. Es wird wärmer, das hochalpine Landschaftsbild wird von Wäldern abgelöst und öffnet sich schliesslich in die malerische Weite des Obergoms. Umringt von Furka-, Grimsel- und Nufenenpass ist der Talboden so flach, dass es kaum wundert, dass der Zielort Ulrichen eines der Langlauf- und Biathlonzentren der Alpen ist. Jetzt im Sommer aber ist es vor allem eines: das Tor zum Süden. Passt das Wetter kann man vom Gepäck befreit zum Geschinersee aufbrechen und baden gehen, sich auf der Liegewiese entspannen oder ein SUP ausleihen.

Kulinariktipps

  • Einkehren kann man bei der Alp Galenstock direkt am Furkapass zwar nicht aber im Hoflädeli gibt es aus der Eigenproduktion u.a. Molkedrink und Käse.

  • Wenige Kilometer von Ulrichen entfernt liegt die Geburtsstätte der Cholera – der leckeren Cholera. Die Gommer Cholera besteht aus Äpfeln, Bergkäse, Lauch und Zwiebeln und kommt u.a. in der Tenne (13 Gault Millau Punkte) oder dem Hotel Walser in Ulrichen auf den Tisch.

  • Im kleinen Hofladen Bürli-Schiirli bekommt man Brot und Wein, Trockenfleisch und Walliser Paste, Käsespezialitäten und Konfitüren und viele andere regionale Köstlichkeiten.

Rekordverdächtig

  • Zumdorf gilt mit seinen 4 Einwohnern als das kleinste Dorf der Schweiz.

  • Der Rhonegletscher war der eiszeitliche Alpengletscher mit grösster Längserstreckung – er reichte bis westlich der Rhone unterhalb von Lyon, mass 365 km und ragte 90 km über den Alpenrand hinaus. Rund 2.000 Meter war er tief.

  • Obergesteln ist fast ausschliesslich auf und aus Stein gebaut. Nach einem Brand im Jahr 1868, der das Dorf nahezu vollständig zerstörte, verordnete die Walliser Regierung den Wiederaufbau in Stein.

Geschichte & Geschichten

30 Jahre war Johann Wolfgang Goethe alt, als er auf seiner zweiten Schweizerreise den Furka im Schneetreiben überquerte. Direkt am Pass findet sich an einer Mauer auch ein Zitat des Dichters: «Ich bemerke, dass ich in meinem Schreiben der Menschen wenig erwähne, sie sind auch unter diesen großen Gegenständen der Natur, besonders im Vorbeigehen, minder merkwürdig.» Dreimal hat Goethe übrigens den Gotthard bestiegen und dreimal war er in Andermatt. 1797 kehrte er ein letztes Mal zurück. Ich „spüre ein wundersames Verlangen, die Erfahrungen zu wiederholen und rektifizieren“ schrieb er über die Bergwelt von Uri und dem Wallis: „Mir ist’s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste.“

Die Passstrasse und der Rhonegletscher waren ab der Fertigstellung der Strasse ein touristischer Anziehungspunkt. 1914 wurden 19.102 Personen gezählt, die in den Postkutschen über den Pass fuhren. Ab 1921 wurden die Kutschen durch die Postautos abgelöst.

Die von Ehrenamtlichen restaurierten und gewarteten Zahnrad-Dampfloks fahren auf der konzessionierten Schienenverbindung der Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB) durch eine wilde, eindrückliche Landschaft. Kurz nach Realp beginnt die Steilstrecke mit 110 Promille Steigung, es geht über die Reuss auf der Wiler-Stahlträgerbrücke, durch Tunnel und über den Steffenbachtobel, In Tiefenbach wird gestoppt, weil die Dampfbahn Wasser braucht, bevor es weiter geht über Steinbrücken zum Bahnhof Furka, wo die Lokomotiven gewendet werden müssen. Die Talfahrt beginnt durch den Furka-Scheiteltunnel und führt am Rhonegletscher vorbei hinab nach Gletsch.
Infos: Die Bahn fährt Do-So; Velotransport nur in Dieselzügen; Reservation nötig. Die Dieselfahrt ist in der Gästekarte Andermatt inkludiert (20.- CHF).

Eine Cholera, die hervorragend mundet: Die Walliser Spezialität ist ein gedeckter Kuchen mit Kartoffeln, Äpfeln, Lauch, Zwiebeln und selbstredend Bergkäse. Das Wort Cholera geht dabei auch nicht auf den griechischen Ursprung «Galle» zurück, sondern auf die «Kohle»: Früher wurde der Kuchen zum Backen im Topf auf die heisse Kohle gestellt. Frische und selbstgemachte Cholera kann man etwa in Obergesteln direkt bei Maya beziehen. 

Übernachtungstipps

Im Astoria in Ulrichen freut man sich über fahrradfahrende Gäste. Das Bike Hotel am Fusse des Nufenenpass bietet neben der Ladestation auch Bike Wash und eine Schrauberecke.

Weitere Unterkünfte in der Region finden Sie hier.

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